Formal betrachtet zweimal dieselbe Idee, inhaltlich aber völlig anders gefüllt, wurde am Samstagabend verwirklicht: In Hürben spielte der Reservisten-Musikzug 28 Ulm zugunsten der Kaltenburg, parallel dazu musizierte die Bigband Bläserkraftwerk in der Schranne für den Verein für therapeutisches Reiten.
Schade, dass man als Bürgermeister keine Zeit mehr hat, eine Bigband zu leiten. Dieser Gedanke drängte sich am Samstag wahrscheinlich jedem Zuhörer auf, der Daniel Salemi mit seinem „Bläserkraftwerk“ agieren sah. Sei es seine lockere Moderation oder sein präzise Taktgebung, die unterhaltsamen Späße oder sein bemerkenswerter Gesang – dieser Bandleader wird fehlen. Dafür leitet er jetzt die Langenauer Stadtverwaltung und hofft, dass sein Schreibtisch dort aufgeräumter sein möge als sein Notenpult, auf dem er nach dem Text des Jazzklassikers „Feeling good“ suchte.
Selbst wer die unvergessliche Version von Nina Simone im Ohr hatte, wurde nicht enttäuscht von der spielfreudigen Bigband und seinem auch stimmlich agilen Leiter. Die Gruppe hatte noch mehr Überraschungen auf Lager, beispielsweise eine Swing-Version des unhörbar gewordenen Van-Halen-Klassikers „Jump“. Und auch die Verbindung zwischen Sanitärhandwerk und Jazz wurde endlich offenbart: Für den quakenden Posaunen-Sound bei „Tuxedo Junction“ benutzen die Bläserkraftwerker nämlich das Gummiteil eines Pömpels. Alternativ kann man mit der Saugglocke auch Abflüsse reinigen, das klingt aber weniger interessant.
Ganz anders die Klänge, die parallel in der Hürbetal-Halle zu hören waren: Der Reservisten-Musikzug 28 Ulm widmet sich als Militärkapelle naturgemäß eher Märschen als Blue Notes. Dafür warteten die Ulmer Reservisten mit einer gewaltigen Orchesterstärke auf, die einen symphonischen Klang erzeugte. Glücklicherweise fand das Konzert nicht in Hörweite der sanierungsbedürftigen Burgruine statt, sonst wären vielleicht noch weitere Steine den Hang hinabgepurzelt.
Unter der Leitung von Oberfeldwebel d.R. Robert Roth spielte das Ensemble in der mit über 200 Besuchern vollbesetzten Halle neben Militärmärschen auch die Polka „Böhmisches Märchen“ oder ein Arrangement mit Udo-Jürgens-Melodien. Auch ein vom Giengener Ensemblemitglied Gerhard Fetzer arrangierter Marsch stand auf dem Programm.
Die Zuschauer forderten mehrere Zugaben und sangen zum Abschluss bei der Nationalhymne kräftig mit.
Bereits im Vorjahr war der Reservisten-Musikzug für ein Benefizkonzert zu Gast in Hürben, wobei Hans Albrecht von der Interessengemeinschaft Kaltenburg die Besucherzahl in diesem Jahr noch größer einschätzte als im Vorjahr