Startseite > Publikationen > Verein für Therapeutisches Reiten wechselt Vorstand aus
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Große Umwälzung beim Verein für therapeutisches Reiten: Die Mitglieder haben den kompletten Vorstand ausgetauscht.

Emotionale Momente bei der Hauptversammlung am Montagabend. Am Vormittag hatte Thomas Hierholz per Mail angedeutet, dass er bereit wäre den Vorsitz des Vereins zu übernehmen, gegen 20.15 Uhr räumte nach der einstimmigem Wahl in der Hauptversammlung Thomas Diem seinen Platz als Vorsitzender für den 49-jährigen Nachfolger. Bis zum Moment seiner Vorstellung war der Heidenheimer Geschäftsmann Hierholz, der in Stuttgart ein mittelständisches Unternehmen leitet, ein völlig unbeschriebenes Blatt für den 1981 gegründeten Verein. Doch die Stimmung an diesem Abend verlangte nach Umschwung.

Diem, der Beigeordnete der Stadt Herbrechtingen, hatte selbst im Vorfeld Signale ausgesandt, dass ein Nachfolger für ihn gesucht werden sollte. Viele Personen, so Diem, seien angesprochen worden, keine habe zugesagt. Diem selbst war vor vier Jahren von Hildgard Pühn, der Mitbegründerin des Vereins, der Vorsitz angetragen worden, in der Hoffnung, dass der Fachmann für Finanzen, das finanziell schwache Fundament des Vereins stabilisieren könne. Das scheint auch nach dem von Diem eingangs der Sitzung vorgelegten Jahresbericht gelungen. Das Minus von 30 000 Euro von 2014 ist auf ein Minus von 6000 Euro im Jahr 2015 abgebaut worden. Wobei, so Diem, auch diese roten Zahlen Sondereffekten geschuldet seien. Sprich Investitionen in den Theaterstadel und das Spaßhaus, womit der Verein künftig Geld verdienen möchte.

Bis zum Eintreffen der E-Mail am Vormittag, war Diem wohl noch davon ausgegangen, dass er den Verein kommissarisch weiter führen müsse. Trotz der hohen Arbeitsbelastung als Kämmerer und Stellvertreter des Herbrechtinger Bürgermeisters wäre Diem dazu auch bereit gewesen. „Es ist eine erfüllende Arbeit.“ Gegen einen Mitbewerber aber wollte Diem nicht kandidieren.

Seinen sofortigen Rückzug kündigte auch Matthias Linder, der stellvertretende Vorsitzende, für den Fall an, dass sich ein weiterer Bewerber für sein Amt findet. Linder saß an der Seite von Diem als Geschäftsführer der Evangelischen Gesellschaft, welche mit dem Verein einen Kooperationsvertrag abgeschlossen hat. Als Jutta Weber, eine Hippotherapeutin ihre Kandidatur anmeldete, war auch die Zeit für Linder abgelaufen. Einstimmig wurde die 30-Jährige gewählt, welche bereits in Stuttgart einen Verein für Reittherapie mit aufgebaut hat.

486 Mitglieder zählt der weit über die Region ausstrahlende Verein für therapeutisches Reiten. 31 hatten sich zur Hauptversammlung eingefunden, die meisten davon in einem Beschäftigungsverhältnis oder einer Mitarbeiterschaft zum Verein stehend. Deren Wunsch nach grundsätzlicher Erneuerung war auch bei den Beiratswahlen zu erkennen. Elf Vorschläge gingen für die fünf Sitze ein. Am Ende des Wahlgangs hatte auch dieses Gremiums ein komplett neues Gesicht. Geschäftsführerin Anita Fetzer hatte nicht einmal ausreichend Geschenke parat als Dank für die teils Jahrzehnte währende Mitarbeit der Mitglieder, die sich nach der Wahl nun außen vor sahen. Die neuen Beiräte heißen für die nächsten zwei Jahre Elisa Knödler, Franz Kaiser, Eberhardt Fetzer, Silke Zimmermann und Alexandra Hagenest. „Eine gute Mischung“, fand der neue Vorsitzende Thomas Hierholz, zumal sich neben Fachleuten aus der Reittherapie auch eine Rechtsanwältin und ein Spezialist fürs Einwerben von Spenden gewählt worden waren. Auf Spenden bleibt der Verein auch weiter angewiesen, um das unvermeidbare Defizit der Reittherapie ausgleichen zu können.

Es gab keine revolutionären Szenen im kleinen Kreis im Frühstücksraum des „Grünen Baum“, keine lautstarke Kontroverse, keine persönliche Abrechnung, keine Anfeindung. „Ich will beweisen, dass ich es kann,“ gab sich Hierholz zuversichtlich. Über die Benefizkonzerte mit dem Giengener Bläserkraftwerk war Hierholz, ein gelernter Bilanzbuchhalter, auf den Verein aufmerksam geworden. „Ich weiß auch, dass die Erwartungshaltung hoch ist.“

Vielfach wurden noch Worte des Dankes gewechselt, für Geschäftsführerin Anita Fetzer gab es sogar stehend Beifall. Dorothea Strauß, im Verein für die Freizeiten zuständig, schloss auch den bisherigen Vorstand ein. Dieser habe Mut für Neues gehabt, dem Verein zusätzliche Chancen geboten. Diem und Linder hätten den Verein in den vergangenen vier Jahren weitergebracht.