Startseite > Publikationen > Therapeutisches Reiten: Vorsitzender Thomas Hierholz hat viel vor
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Der Verein muss wachsen und seine Schulden müssen weniger werden: Diese Ziele hat sich Thomas Hierholz gesetzt.

Als im Mai dieses Jahres die Mitgliederversammlung quasi in einem Zug die gesamte Vorstandschaft des Vereins für therapeutisches Reiten (VTR) ausgetauschte, war Thomas Hierholz auf keiner Rechnung gestanden. Auch für den 49-jährigen Heidenheimer war seine Stunden vor der Wahl eingereichte Kandidatur ein Sprung ins Blaue. Denn bisher hatte Hierholz den Verein nur von seinem Sommerfest her gekannt. Seit rund 20 Jahren schauen er und seine Familie zu diesem Anlass regelmäßig in der Reithalle vorbei. „Vor allem wegen der Tombola“, gesteht Hierholz mit einem Lächeln. Ein Glücksspiel soll seine Amtszeit an der Spitze des VTR indes nicht werden. Hierholz, der für ein in Stuttgart ansässiges Unternehmen in leitender Position tätig ist, fühlt einen „sehr großen Ehrgeiz“ den Verein voranzubringen. Kollisionen mit seinem Beruf fürchtet er nicht. „Diese Zeit nehm ich mir“. In seinem neuen Amt will Hierholz etwas bewegen.

Die ersten Wochen im VTR haben Hierholz deutlich werden lassen, dass der Verein mit seinen Angeboten heute weit über die Reittherapie hinausgreift. Mit dem Wohnheim und dem Spaßhaus samt angebautem Theaterstall sind in den letzten 15 Jahren weitere Komponenten hinzu gekommen, welche einen viel größeren Kreis behinderter Menschen ansprechen. Doch selbst intensives Bewerben bei Behinderteneinrichtungen und einschlägigen Organisationen hat noch nicht zu dem gewünschten Bekanntheitsgrad der hier möglichen Freizeitaktivitäten geführt. „Unsere Angebote kommen nicht rüber“, bedauert Hierholz. Möglicherweise könnte ein Namenszusatz zum Begriff VTR diese Dimension des Vereins besser illustrieren.

Siebzehn Mitarbeiter stehen heute im Dienst des Vereins. Sie leiten das therapeutische Reiten, das Reiten als als Sport für Menschen mit Behinderung, das heilpädagogische Reiten und Voltigieren, das erst jüngst ausgebaut wurde und die Hippotherapie. Die Mitarbeiter sorgen auch für den Betrieb im Spaßhaus. In allen Ferien wird hier Programm gemacht, können sich behinderte Menschen in Gruppen oder einzeln für organisierte Freizeiten anmelden. Seit Ende 2003 hat der VTR die Genehmigung für den familienentlastenden Dienst.

Für ein Konzept zur Weiterentwicklung des Vereins ist es für Hierholz noch zu früh. „Zuerst müssen die Ziele klar gefasst sein, wo es in den nächsten Jahren hingehen soll.“ Viele Unterlagen hat Hierholz inzwischen gesichtet und Gespräche geführt, um jetzt zusammen mit Geschäftsführerin Anita Fetzer zwei Schwerpunkte in den Vordergrund zu rücken. Der Verein sollen binnen zwei Jahren von 500 auf 700 Mitglieder wachsen und man will in größerem Umfang Gönner und Spender gewinnen. Hierholz sieht durchaus einen Zusammenhang zwischen beiden Zielen. Je mehr der Verein durch Wachstum seine Vitalität beweise, desto leichter ließen sich Förderer von einem Engagement überzeugen. Auch die gute Tat, weiß Hierholz, schätzt einen Widerhall. Eine Tafel für die Donatoren ist schon im Auftrag.

Beide Aufgaben sind arbeitsintensiv, setzen ein persönliches Ansprechen vieler Menschen voraus. „Wir müssen das professionell angehen“. Denn nur durch eine Verstetigung der Mittelzuflüsse kann es zum erwünschten Abbau der Schulden kommen. Darlehen lasten noch auf dem inzwischen vollständig vermieteten Wohnheim wie auf dem Spaßhaus. Rücklagen bilden zu können, ist für Hierholz noch keine realistische Perspektive. „Aber es wäre schön.“ Damit unerwartete Reparaturen nicht immer wieder ins Defizit drücken. 7000 Euro haben die neuen Böden für die Pferdeboxen gekostet. Und der Reitstall selbst ist inzwischen auch 25 Jahre alt. Auch das Spaßhaus verdiente ein besseres Erscheinungsbild, im Lastenheft steht bereits ein kleiner Spielplatz dort. Für das Kardinalproblem des Vereins zeichnet sich dabei immer noch keine Lösung ab. Die Reittherapie wird nicht von den Kassen erstattet. 82 Patienten versprechen sich derzeit davon eine Verbesserung ihres gesundheitlichen Zustands, eine Erleichterung ihrer Behinderung. Mit 26 Euro rechnet der Verein die Therapiestunde ab, der eigene Aufwand liegt bei 40 Euro. Zum Decken der Differenz bedarf es sozialen Engagements in Form von Spenden.

Von der Richtigkeit der Grundstruktur des Vereins ist Hierholz überzeugt. „Diese funktioniert, sonst würde es den Verein schon gar nicht mehr geben.“