Minutenlang stehende Ovationen für Hildegard Pühn: der Verein für therapeutisches Reiten verabschiedete am Mittwochabend seine langjährige Vorsitzende. Thomas Diem, der Beigeordnete der Stadt Herbrechtingen, wurde in geheimer Wahl zu ihrem Nachfolger bestimmt.
Seit der Gründung vor 31 Jahren hat Hildegard Pühn beim Verein für therapeutisches Reiten Regie geführt. Dieses Ehrenamt wurde ihr zu Lebensaufgabe. Vor zwei Jahren bereits hatte die heute 76-Jährige ihren baldigen Rückzug angedeutet – „aber der Verein muss abgesichert sein.“
Dies ist für Pühn nunmehr erreicht, einmal durch die im Juli letzten Jahres vertraglich besiegelte Partnerschaft mit der Evangelischen Gesellschaft (Eva), zum anderen mit einem komplett neu formierten Vorstand und Beirat.
Nach Thomas Diem wurde von der Hauptversammlung Matthias Linder gewählt, einer von drei Geschäftsführern der Eva Heidenheim, zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Der vormalige Vorstand war im März geschlossen zurückgetreten.
„Ich gebe den Vorsitz mit frohem Herzen ab“, versicherte Pühn, mit dem neuen Vorstand werde der Verein „in wunderbaren Bahnen weiterlaufen. Ich bin ganz glücklich.“
Den männlichen Vorstand ergänzt ein rein weiblicher Beirat. Neu gewählt wurden Lieselotte Haag, Martina Martin, Pia Mettenleiter, die langjährige Reittherapeutin, Dorothea Strauß, im Verein für das Spaßhaus zuständig, und Tanja Weiße.
Zu Jahresbeginn hatte Hildegard Pühn erstmals Thomas Diem angesprochen, ob er für den Vorsitz kandidieren wolle. Dieser hatte zuerst gezögert. „Denn der Verein ist ja ein kleines Unternehmen.“ Wie dieses letztes Jahr funktioniert hat, stellte Geschäftsführerin Anita Keller in ihrem Jahresbericht vor.
122 Personen haben regelmäßig an der Reittherapie teilgenommen, diese sei damit „randvoll belegt“. Trotz einer Erhöhung der Beiträge von 22 auf 25 Euro je Therapieeinheit bleibe diese defizitär.
Jährlich benötigt der Verein, der auch ein Wohnhaus für Behinderte und das „Spaßhaus“ zur familienunterstützenden Betreuung von behinderten Kindern und Jugendlichen betreibt, rund 40 000 Euro an Spenden. Diese einzuwerben war immer die Aufgabe von Hildegard Pühn gewesen.
Diese „finanzielle Problematik“ sprach Diem bei seiner Bewerbung offen an. Er werde hier nicht in die Fußstapfen seiner Vorgängerin treten können. Pühn wiederum sicherte dem Verein zu, diesen bei der Spendenwerbung nicht im Regen stehen zu lassen.
Dass er sich mit ganzen Herzen engagieren werde, versprach neben Diem auch Matthias Linder. Der Geschäftsführer der Eva Heidenheim war über den Zivildienst zur Arbeit mit geistig behinderten Menschen gekommen. Das was der Verein in Bolheim aufgebaut habe, sei mehr als unterstützenswert. Diem bezeichnete den Verein als wichtige Einrichtung für die Stadt Herbrechtingen.
Man könne Hildegard Pühn gar nicht genug Dank aussprechen, meinte Linder. Sie habe für den Verein ihr ganzes Herzblut gegeben. Und mehr noch als das, wusste der Sozialdezernent des Landkreises, Anton Dauser. „Sie hat sich nicht nur mit ihrer Persönlichkeit, sondern auch mit eigenem Geld engagiert.“
Dieses sei sehr hoch zu würdigen. In den sieben Jahren des beruflichen Kontakts zu ihr habe er Hildegard Pühn „außerordentlich schätzen gelernt.“ Mehrfach habe der Verein mit seinen Einrichtungen beispielhaft Neuland betreten und überregionale Beachtung auf sich gezogen.
Für die Rosenfreundin Hildegard Pühn hatte Thomas Diem einen weißen Rosenstock besorgt. „Ich kann nun ganz entspannt von dannen gehen“, bedankte sich Pühn für die Dankesworte und den langen Applaus.
Verabschiedet wurde auch Reitlehrerin Alexandra Bittner, die während ihrer neunjährigen Mitarbeit mehrfach behinderte Jugendliche für die Special Olympics vorbereitet hat.
Die Bundeswehr Bigband, die am 4. Dezember in Giengen gastieren wird, hat zugesichert den Erlös des Konzerts dem Verein für therapeutisches Reiten zu spenden.