Startseite > Publikationen > Inklusives Theater zeigt „Heimatgefühle“ im Juni
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Eigentlich hätte man ein bekanntes Stück eines bekannten Dramatikers inszenieren wollen. Aber eigentlich schreiben Brigitte Krug-Oblader und Dorothea Strauß die Vorlagen für die Bühne doch lieber selbst. Und so gibt es jetzt also „Heimatgefühle“ im inklusiven Theater.

Nur noch nicht so bald. Für Anfang Juni sind zwei Aufführungen im Treff 9 in Heidenheim und zwei im Stadel des Vereins für therapeutisches Reiten in Bolheim vorgesehen, der künftig als Theaterstadel ausgestaltet werden soll. 22 Menschen werden dann auf der Bühne stehen. Schüler, Auszubildende im Alter von 16 bis 22 Jahre und sechs behinderte Menschen. Gefunden hat sich diese inklusive Theaterkompanie in den letzten Wochen. Und dieses erstmals unter dem Dach der Aktion Mensch. Im Sommer dieses Jahres hatte die größte deutsche private Förderaktion für Menschen mit Behinderung den vom Verein für Therapeutisches Reiten ausgearbeiteten Zuschussantrag genehmigt. Über drei Jahre stehen dem Verein zum Aufbau einer inklusiven Gruppe rund 60 000 Euro zur Verfügung. Das erlaubt den Einsatz richtiger Bühnentechnik und deckt den personellen Aufwand, der in den wöchentlichen Proben und während der Probewochenenden zu leisten ist. Bezahlt von aus den Mitteln der Aktion Mensch wird zudem eine Betreuerin der behinderten Mitspieler, welche zusätzlich Koordinierungsaufgaben übernimmt. Das inklusive Theater ist nicht ohne Wurzeln in Heidenheim. Brigitte Krug-Oberlader, Lehrerin an der Eugen-Gaus-Realschule und ausgebildete Theaterpädagogin bringt ihre reiche Erfahrung aus dem Schultheater mit, Dorothea Strauß ist als Heilerzieherin im Umgang mit behinderten Menschen erfahren und zudem examinierte Theaterpädagogin (BUT). „Eine coole Gruppe“ freut sich Strauß auf die noch folgenden vielen Proben, eine Gruppe aber ohne Namen. „Der fehlt uns noch, da müssen wir uns noch Gedanken machen“, weiß Strauß um den Wert eines klingenden Namens. Zumal gerade jetzt durch die finanzielle Hilfe der Aktion Mensch eine Verstetigung der inklusiven Theaterarbeit möglich wird. Ein halbes Jahr bereits arbeiten die beiden Spielleiterinnen an Handlung und Text der „Heimatgefühle“. Nicht weniger genau nehmen sie das Ausfeilen der Szenen. „Wir müssen diese so ausgestalten, dass es für die behinderten Spieler und die nicht behinderten Spieler machbar ist“, sagt Strauß. Weder sollen die Behinderten im Vordergrund stehen, noch soll eine körperliche Einschränkung das Spiel limitieren. „Beim Zuschauen soll man sehen, was die Schauspieler können“, sagt Strauß. Obwohl einem Pfarrersohn und dessen Freund in der Handlung ein besonderes Gewicht zukommt, gibt eine keine eigentliche Hauptrollen. Und es gibt schon gar kein Casting, um den Besten der Besten zu ermitteln. „Die Spieler finden ihre Rollen selbst“, beschreibt Strauß die spezifische Herangehensweise ihrer Theatergruppe, aus dem Können jedes einzelnen Spielers das Stück zu bauen. Das Theater ist eine Gemeinschaft, in welcher der eine nicht ohne den anderen spielen kann“, sagt Strauß. Als Zielgruppe hat die junge Theaterkompanie auch ein jugendliches Publikum im Auge. „Es geht um die Frage, ob und wann man käuflich ist, warum man seine Meinung ändert und warum jemand in der Gruppe den Ton angibt und man selbst mitschwimmt“, fasst Strauß zusammen. Und es geht auch um dörfliche Strukturen, um den Zusammenhalt der Menschen und um Auflösungserscheinungen. „Die Hälfte ist schon geschrieben.“ Textlastig werden die „Heimatgefühle“ aber sicher nicht und sie werden alle binnen einer Stunde ausgelebt. „Ewig lange“ Stücke finden beide Spielleiterinnen schlicht nicht gut. Zuerst vorgesehene Schwarzlichtszenen im Stück haben Strauß und Krug-Oberlader wieder gestrichen, überlegt wird noch eine Szene in Gebärdensprache.“ Auch der Zuschauerraum wird vielleicht als Spielebene einbezogen. „Man hat so Szenen im Kopf, dann passen sie nicht, dann werden sie wieder verworfen“, beschreibt Strauß den Inszenierungsprozess, bei dem Irrtümer gemacht werden dürfen, weil man daraus lernen kann. Der Theater soll ein Erlebnisraum werden, sagt Strauß. Für das Publikum und für die Spieler selbst. „Schwache werden auf der Bühne stark hat Strauß die Erfahrung gemacht. Sie erinnert sich noch heute an die Mutter, der die Tränen gekommen waren, als sie ihren Sohn auf der Bühne hat selbstbewusst, offen und voller Stärke hat agieren sehen.