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(huGO-ID: 11440439) Bolheim, integrative Freizeit, VTR FOTO Sabrina Balzer

Zum ersten Mal seit 18 Jahren findet im Spaßhaus des Vereins für therapeutisches Reiten in Bolheim eine gemeinsame Freizeit für behinderte und nicht behinderte Kinder statt.

Seit 18 Jahren gestaltet der Verein für therapeutisches Reiten (VTR) in einem eigens zum „Spaßhaus“ umgebauten Gebäude Ferienfreizeiten für behinderte Menschen. Ein Team von Betreuern sorgt in den Bolheimer Stegwiesen für unterhaltsame Stunden und Tage. So war das auch für diese Sommerferien geplant. Doch es ist anders gekommen.
Den Anstoß dazu hatte der frühere für Sport, Schulen und Kindergärten zuständige Rathausmitarbeiter Joachim Kuhn gegeben. Seine Idee: Der VTR könnte doch im Rahmen des Ferienprogramms der Stadt auch Schulkinder ins Spaßhaus lassen. Zuerst hatte Geschäftsführerin Anita Fetzer abgewinkt. Und dann doch eingelenkt.
Und so findet seit Montag im Umfeld der Reitanlage die erste inklusive Ferienfreizeit statt. Sechs Mädchen im Alter von acht bis zehn Jahre und drei Jungs mit unterschiedlich ausgeprägter geistiger Beeinträchtigung müssen eine Woche miteinander auskommen. Und sie kriegen das prima hin. „Es funktioniert“, freut sich Programmmacherin Dorothea Strauß, die aber auch von Herausforderungen spricht. Was man zusammen in der Gruppe tut, darf die einen nicht überfordern, die anderen nicht langweilen. An der großen Programmfolge an Ausflügen zum Bergbad in Giengen, zum Zoo in Augsburg oder zur Kaltenburg bei Hürben hat Strauß als eine der vier Betreuerinnen der Gruppe nicht gerüttelt, am Detail aber aber gefeilt. Was Strauß mit am meisten fasziniert: Die für die Schulkinder vorgesehenen Spiele animieren die behinderten Kinder zum Mitmachen. „Herrlich, sie spielen mit“, freut sich die Heilerziehungspflegerin, wenn die Jungs etwas tun, was sie so in einer Gruppe mit ausschließlich Behinderten kaum tun würden.“ Strauß hat diese Erfahrung auch schon in dem von ihr geleiteten Integrativen Theater Tink machen können. Das zusammen Spielen gebe den behinderten Akteuren zusätzlich Motivation, sie würden mitgezogen. Berührungsängste in der Freizeitgruppe habe es von Anfang an nicht gegeben, sagt Strauß. Das Kennenlernen am Montag habe gut funktioniert. Die Atmosphäre in der gemischten Gruppe sei auch ausgeglichener. Strauß warnt aber auch vor überzogenen Erwartungen. Es bleibe schon so, dass die Mädchen zuerst eine Gruppe unter sich bildeten. Die Stimmung aber sei bei allen fröhlich. Strauß liest das auch an dem von den Mädchen geäußerten Wunsch ab, doch einmal übernachten zu dürfen. Das aber sei nicht vorgesehen. „Wir werden es sicher wieder machen“ befürworten Geschäftsführerin Anita Fetzer und auch Elisa Knödler, welche Mitarbeiterin im Freizeitheim und Vorstandsmitglied des Vereins ist, eine Fortsetzung der inklusiven Freizeit. Wobei die Betreuer von sich aus gern ohne diesen Begriff auskommen würden. Inklusion sei eine Sache der Einstellung. Eigentlich meint Strauß, müsse man gar nicht unterscheiden, ob es Kinder und Jugendliche mit oder ohne Behinderung sind. „Es ist wie es ist. Und damit hat es sich.“