Startseite > Publikationen > Menschen mit Behinderung planen Marsch in die Öffentlichkeit
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Die Barriere in den Köpfen ist die größte“, weiß Ursula Werner, die in Heidenheim für das Haus Lindenhof tätig ist. Ein „Protestmarsch“ soll helfen, diese zu lösen. Unter diesem Begriff firmiert bei der Stadtverwaltung der für Freitag, 4. Mai, angemeldete Umzug. Aber nur, weil es im Formblatt keine alternative Bezeichnung gab. Dorothea Strauß vom Verein für therapeutisches Reiten in Bolheim spricht lieber von einem „Wir-sind-auch-da-Marsch“. Mit diesem, der um 10.30 Uhr auf dem Eugen-Jaekle-Platz startet und zur Stadtbibliothek führt, soll für die Gleichstellung behinderter Menschen in der Gesellschaft geworben wird. Behinderte Menschen wollen an diesem Tag bewusst in der Öffentlichkeit zu sehen sein.

Am 5. Mai Tag der Gleichstellung

Seit einigen Jahren organisieren in Heidenheim Einrichtungen im Umfeld des 5. Mai, den die Aktion Mensch bundesweit zum Tag der Gleichstellung ausgerufen hat, Veranstaltungen, welche Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen zumindest für diesen Moment aus ihrem gesellschaftlichen Schattendasein holen sollen. Waren es bislang mehr Einzelaktionen mit unterschiedlicher Beteiligung, so wirken heuer Jahr neun Organisationen zusammen, welche den Auftritt am 4. Mai über ein halbes Jahr hinweg vorbereitet haben. Unwägbarkeiten, weiß Winfried Bendig, der Leiter der Nikolausplege, bleiben aber immer noch. Damit auch kleine Kinder mitmachen können, müssen deren Eltern mitwirken, es müssen ÖPNV-Anschlüsse stimmen und Fahrtmöglichkeiten gegeben sein und nicht zuletzt müssen auch Arbeitgeber einwilligen, wenn Mitarbeiter an diesem Freitag für einige Stunden fehlen.

„Inklusion von Anfang an“ lautet das von der Aktion Mensch vorgegebene Thema. Dieses wird von den Gruppen hier ausdrücklich begrüßt. Für Bendig ist die öffentliche Wahrnehmung noch sehr stark auf den Bereich Schule fokussiert, wenn es um Teilhabe von Behinderten und Inklusion gehe. „Aber es gibt ein Davor und ein Danach.“ Die Nikolauspflege selbst ist seit drei Jahren ein Ort, wo schon ganz früh behinderte und nicht behinderte Kinder Erlebnisse teilen. Im Therapiebecken der Schule für Sehbehinderte richtet die DLRG Herbrechtingen ein inklusives Babyschwimmen aus. Danach bleiben die Möglichkeiten der Frühförderung wieder auf die Person bezogen, bis im Alter von zwei Jahren Kinder mit Behinderungen in inklusiven Gruppen in Kindergärten aufgenommen werden. 2017 besuchten kreisweit 21 Kinder mit Behinderungen Kindertagesstätten. In den Schulen erhielten zehn Kinder begleitende Integrationshilfen.

Fürsprecher weiter nötig

Auch wenn die Vereinten Nationen bereits das Jahr 1981 als Internationales Jahr der Behinderten ausgerufen haben, die Jahre 1983 bis 1993 sogar als Jahrzehnt der behinderten Menschen galten, so braucht es auch heute noch Fürsprecher. Als solche verstehen sich auch alle Einrichtungen, die sich für den Tag der Gleichstellung verbündet haben. Als positives Zeichen versteht es Werner, dass sich auch immer mehr Einrichtungen unter dem Gedenken der Fürsorge angesprochen fühlen, an diesem Marsch teilzunehmen. Oberbürgermeister Bernhard Ilg wird um 11 Uhr ein Grußwort sprechen. Ebenfalls Winfried Bendig. Der Vohberg-Chor sorgt für die musikalische Umrahmung und dann ist noch eine Überraschung eingeplant – eine kleine Choreographie.

Info Am 4. Mai sind dabei: Stiftung Haus Lindenhof, Freunde schaffen Freude, Samariter Stiftung, Samocca, Verein Gemeinsam leben – gemeinsam lernen, Landkreis Heidenheim, Haus der Familie, HWW, Nikolauspflege und der Verein für therapeutisches Reiten Bolheim.