Seit 2001 ist der Verein für therapeutisches Reiten eine gute Adresse für Freizeiten mit behinderten Kindern und Jugendlichen. Aber es ist nicht mehr die einzige. Geschäftsführerin Anita Fetzer und Freizeitleiterin Dorothea Strauß denken deshalb an eine Generalüberholung des Programms im Freizeithaus.
„Türe immer geschlossen halten bei diesen sommerlichen Temperaturen“ fordert ein Schild am Zugang zur Terrasse. Im Freizeithaus des Vereins für therapeutisches Reiten (VTR) in den Bolheimer Stegwiesen nimmt man es mit Humor, dass just während der Sommerferien der Sommer bislang eher ausgefallen ist. Die behinderten Kinder und Jugendlichen genießen dennoch ihren Aufenthalt. Im Büro, da wo Kosten und Einnahmen verrechnet werden, ist Anita Fetzer als Geschäftsführerin eher nachdenklich. Sofort überbucht seien die zwei Wochen Freizeit mit Übernachtungen gewesen, bei den vier weiteren Freizeitwochen, in denen nur untertags Betreuung und Programm angeboten werden, gebe es Lücken. Und: „Es kommen wenig neue Kinder dazu?“ Komplett gestrichen werden im neuen Jahr die Wochenendfreizeiten, beginnend mit dem Freitagnachmittag. Zu wenig Nachfrage. Dafür läuft Karussell plus gut, eine Reihe mit Veranstaltungsbesuchen am Samstag plus anschließender Übernachtung im Freizeitheim. Die aufgekommene Konkurrenz bei Freizeitangeboten für behinderte Kinder und Jugendliche, bedeutet für Fetzer und Strauß, dass ein volles Haus während der Ferienzeit nicht mehr als Selbstverständlichkeit erwartet werden kann. Aufgabe der nächsten Zeit werde es deswegen sein, zu bestimmen, welche speziell auf die großzügige Anlage in den Stegwiesen bezogenen Angebote man kreieren könne. So vorteilhaft die Nähe zu der Reithalle und den Pferdekoppeln des VTR ist, so nachteilig ist das mitunter für die öffentliche Wahrnehmung. „Manche denken, dass das Freizeitheim nur für Mitglieder gedacht ist.“ Auch die Tatsache, dass das Angebot zur Miete der Räume außerhalb des für die Freizeit reservierten Ferien bislang nur von der Pistoriusschule und einigen Privatpersonen für Geburtstags- und Silvesterfeiern aufgegriffen wurde, führen Fetzer und Strauß auf diesen Umstand zurück. Dabei steht das Freizeithaus offen für alle Interessierten. Jeweils vier Betreuungspersonen sind einer Gruppe zugeordnet, bei den zwei Übernachtungsfreizeiten gibt es zusätzlich eine Nachtwache. Die damit verbundenen höheren Personalkosten, lassen Fetzer und Strauß von einem Ausbau dieser Freizeitform absehen. Schließlich sollte die Einrichtung ein Plus erwirtschaften, um die weiter defizitäre Reittherapie mitfinanzieren zu können. „Das ist für uns lebensnotwendig“, sagt Fetzer. Neben den gut angenommenen Ausflügen – es geht heuer noch zum Musical „Tarzan“ nach Stuttgart und 2015 zu einem Konzertbesuch von Helene Fischer – hofft man beim Verein, dass auch die integrative Theatergruppe, welche sich ab Herbst bilden soll, Menschen an den Verein und das Freizeitheim bindet. Dafür, dass für das Spiel von Behinderten und Nichtbehinderten der Vorhang aufgehen kann, sorgt einerseits die Aktion Mensch, welche sich über drei Jahre finanziell engagiert, andererseits tut es Dorothea Strauß, welche vor wenigen Wochen ihren Abschluss als Theaterpädagogin (BUT) gemacht hat. Ab 14. Oktober sollen die Proben beginnen. „Zu wenig nicht behinderte Besucher“, bilanziert Strauß die zweite integrative Disco, die zum Schuljahresende beim Freizeitheim in Bolheim stattgefunden hat. Die Konsequenz. Es wird umgemodelt. Die dritte Auflage der Disco wird mit der letzten Aufführung des Theaterstücks der integrativen Theatergruppe starten, erst danach sind Bar und Tanzboden freigegeben. „Damit erreichen wir ein doppeltes Publikum.“